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in Kombination mit anderen Drogen kann zu Vergiftungen (Intoxikationen) führen



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Die Pille gegen Schüchternheit?
Die Hölle sind die anderen

DIE ZEIT 1996

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Hans W. war ein Einzelgänger. So selten wie möglich verliess der Informatiker in einem grossen Chemieunternehmen seinen Computer, auf Firmenkonferenzen hielt er sich abseits und verdrückte sich, wann immer möglich. Traf er auf eine sympathische Frau, fühlte er sich dermassen eingeschüchtert, dass er keinen klaren Satz formulieren konnte. Doch das grösste Grauen befiel Hans W. bei dem Gedanken, eine Rede halten zu müssen. Seit seiner mündlichen Abiturprüfung bewältigte er derartige Situationen nur noch mit Hilfe von Beruhigungsmitteln. Als der Informatiker schliesslich auf eine Stelle im Aussendienst befördert wurde und von nun an permanent mit Kunden sprechen musste, häuften sich die Angstattacken.

Wissenschaftler bezeichnen solche Verhaltensstörungen als soziale Phobie. In Deutschland leiden schätzungsweise mehr als zwei Millionen Menschen unter der Angst vor dem menschlichen Gegenüber. "Soziale Phobie - Krankheit der neunziger Jahre?" mutmasst die Hoffmann-La Roche AG, und es überrascht wenig, dass der Schweizer Pharmamulti bald ein Medikament gegen das Leiden auf den deutschen Markt bringen will.

Doch auch ohne Psychopillen könne den Angstpatienten geholfen werden, sagt Jürgen Margraf, Psychologe an der TU Dresden. Achtzig Prozent aller sozialen Phobiker würden geheilt oder spürten zumindest deutliche Besserung, wenn sie an einer Verhaltenstherapie teilnähmen. Die aber nimmt nur ein verschwindend geringer Teil der Patienten in Anspruch: Nur jeder vierte Angstkranke begibt sich überhaupt in irgendeine Behandlung, ergab vor kurzem eine Studie Markgrafs. Die Patienten führen ein Dasein im Schatten. Sie vermeiden möglichst jegliche Situation, in der sie die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen auf sich ziehen könnten. Die Kranken verkümmern im Privatleben wie im Beruf. So seien soziale Phobiker dreimal häufiger arbeitslos als gesunde Menschen, erklärt Hans-Ulrich Wittchen vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Auffällig häufig lebten sie ohne Partner und blieben unverheiratet.

Zu der Angst, im Mittelpunkt zu stehen, gesellen sich häufig weitere Seelenstörungen, die eine genaue Diagnose erschweren. Soziale Phobiker versinken oftmals in Depressionen, entwickeln Platzangst oder sind alkoholkrank. Das Selbstmordrisiko ist bei ihnen etwa sechsmal höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. Diese Komorbidität - das gemeinsame Auftreten der sozialen Phobie mit anderen Störungen - ist den Experten zwar bekannt, doch sie erschwert es in der Praxis, Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten.

Und viele Hausärzte - üblicherweise die erste Anlaufstelle der Angstpatienten - sind über die Chancen einer Verhaltenstherapie nur unzureichend informiert. Doch selbst für die wenigen Patienten, die schliesslich in die Behandlung einwilligen, fehlen Therapieplätze. Wartezeiten bis zu einem halben Jahr sind die Regel. In der Behandlung trainieren die sozialen Phobiker die gefürchtete Interaktion mit anderen Menschen. So sollen sie ihre soziale Kompetenz verbessern und ihr Selbstbewusstsein stärken - die phobische Angst vor der Blamage lässt nach. Der Patient lernt, angstauslösende Gedanken frühzeitig zu erkennen: Warum glaube ich, dass ein kleines Malheur mich in den Augen anderer Menschen disqualifiziert? Warum messe ich meinerseits den alltäglichen Missgeschicken meiner Mitmenschen weniger Bedeutung bei? Wenn der soziale Phobiker seinen Hang zu negativen Schlussfolgerungen kennt, wird es möglich, die überzogenen Befürchtungen schrittweise abzubauen, hoffen die Therapeuten.

Der Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche will dagegen der Angst der Patienten mit Medikamenten zu Leibe rücken. Anfang nächsten Jahres soll das erste offiziell zugelassene Mittel gegen soziale Phobie auf den Markt kommen. Das Präparat Aurorix ist bereits seit 1990 als Antidepressivum im Einsatz. Nun glaubt die Schweizer Firma, in mehreren klinischen Studien gezeigt zu haben, dass das Medikament auch die soziale Phobie überwinden hilft.

Doch die Therapeuten bleiben skeptisch. Zwar scheint Aurorix bei sozialen Phobikern die Angst und das Vermeidungsverhalten zu mindern. Doch setzt der Patient das Medikament ab, kehren die Symptome zurück - ähnlich wie bei anderen Psychopharmaka. Dies zeigte eine Langzeitstudie von Marcio Versiani an der Universität von Rio de Janeiro. Mehr als 75 Prozent der Probanden litten nach Abschluss einer Aurorix-Behandlung wieder an der sozialen Phobie. Uwe Baumann, Produktmanager bei Hoffmann-La Roche, räumt diesen Rückfalleffekt zwar ein. Jedoch hält er das Präparat für wirkungsvoll, wenn sich der Patient während der Einnahme von einem Arzt beraten lässt oder zusätzlich an einem Selbsthilfetraining teilnimmt. Trotzdem bleiben viele Praktiker zurückhaltend. Aurorix eigne sich womöglich für "eine kurzfristige Krisenintervention", wenn bei Patienten "der Leidensdruck extrem hoch ist", urteilt ein Psychiater, der das Mittel in seiner Hammer Praxis bereits verordnet hat. Allerdings müsse die Einnahme stets in eine umfassende Psychotherapie eingebettet sein.

Wenigstens droht bei Aurorix anscheinend keine Missbrauchsgefahr, anders als etwa bei Benzodiazepinen, den klassischen Tranquilizern. Die Nebenwirkungen von Aurorix, das zu der Klasse der sogenannten MAO-A-Hemmer zählt, sind im Vergleich zu anderen Pharmaka verhältnismässig gering. Fluctin beispielsweise - in den USA ist das angstlösende Präparat unter dem Namen Prozac auf dem Markt - steht im Verdacht, sexuelle Störungen auszulösen. Männliche Patienten spotten über die "Hängepille". Bei Aurorix wurden bisher nur gelegentliche Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit oder Kopfschmerzen beschrieben. Doch die Substanz ist erst seit wenigen Jahren im Einsatz; eventuelle Langzeitschäden oder Spätfolgen sind deshalb nicht auszuschliessen.

Dennoch versucht Hoffmann-La Roche derzeit, Aurorix mit Macht auf den Markt zu bringen. Bis ins kommende Jahr sollen in Deutschland auf zwölf Kongressen Allgemeinärzte, Psychiater und Journalisten von dem Mittel überzeugt werden. Auch in Ärztezeitungen häufen sich entsprechende Artikel, oftmals ist gar von "Heilung" die Rede. Durch die Einnahme des Mittels würden die Patienten überhaupt erst wieder handlungsfähig, lautet ein Verkaufsargument. "Das Psychopharmakon als Vorstufe zu einer Psychotherapie ist ein dreissig Jahre altes Argument der Industrie", sagt Hardo Sorgatz, Psychologe an der TH Darmstadt. Er zweifelt, "ob dieser Umweg notwendig ist".

Hans W. bekam seine phobische Angst auch ohne Psychopharmaka in den Griff. Als seine Panikattacken immer heftiger wurden, entschloss er sich zu einer Therapie. Heute fällt es ihm leicht, seinem Gegenüber die Hand zu reichen. Und Hans W. besucht jetzt sogar einen Tanzkurs - ein Salonlöwe freilich ist er noch immer nicht.


Quelle:

http://www.zeit.de/archiv/1996/41/phobie.txt.19961004.xml





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